Bernhard Keiler

Läuferportrait 

Exiltiroler in Wien

3 Kinder: David (25), Sarah (23) und Julia (22).

Enkelkinder: Es wurde mir versprochen, dass ich spätestens in 5 Jahren an meinem 60. Geburtstag Großvater bin. Alternativ werde ich einen Ironman bestreiten.

Beruf: Förderungs- und Beratungsreferent der Landwirtschaftskammer Österreich und Bundesgeschäftsführer des Ländlichen Fortbildungsinstitutes www.lfi.at

Eine verrückte Wette war der Start in ein „Läuferleben“

Als ich im Jahr 1987 mit der Geburt meines Sohnes das Rauchen von heute auf morgen einstellte, war mir noch nicht bewusst, dass der Körper eine Ersatzdroge braucht. Ich genoss das Leben als gemütlicher Familienvater und nahm in Solidarität zur 2. Schwangerschaft meiner Frau mehr als 20 kg zu. War ich in meiner 10 jährigen Raucherzeit noch ein aktiver und ambitionierter Läufer gewesen, so konnte ich mich nach einer 10 monatigen Fresszeit kaum mehr fortbewegen. Als Zuschauer beim 3. Wien Marathon wettete ich mit meinem ebenfalls schwer übergewichtigen Arbeitskollegen, dass wir die legendären 42,195 km beim nächsten Wien Marathon schaffen werden. Unser Lehrbuch war die damalige Bibel des Laufsports „The complete book of running“ von James F. Fixx. Sein eindrucksvoller Leidensbericht über die Teilnahme am Boston Marathon spornte uns nicht gerade an, aber dafür war mir klar, dass ohne Gewichtsreduktion und regelmäßiges Training das Ziel nicht erreicht werden kann. Ich änderte meine Lebensgewohnheiten komplett, nahm mit einer Diät über 20 kg ab und begann mit einem beinahe täglichen Lauftraining. Damit war weitere schwere Sucht geboren.

Sehr ehrgeizige Ziele von Beginn an

Wenn ich mir Ziele setze, dann werden diese mit beinahe wissenschaftlicher Akribie angegangen. Ich studierte beinahe alle zu der damaligen Zeit erhältlichen Trainingsphilosophien, beginnend mit Bewegungstraining ohne Angst (Kenneth Cooper) über spezielle Marathontrainingsliteratur (Galloway, Steffny, Lydiard,…) bis hin zu „Programmiert für 100 Lebensjahre“ (Ernst von Aacken). Es war nicht einfach, den richtigen Trainingsplan zu finden. Die Trainingsansätze der Deutschen „Laufen wie die Hasen“ waren mir zu hart, die australischen Ansätze (Lydiard) zu locker und unverbindlich. Über die Laufschuhberatung im legendären Laufshop von Toni Nagy auf der Praterstraße kam ich dann zu meinem ultimativen und bis heute gültigen Trainingsplan. Mein Ziel für den 1. Marathon war dann auch sehr ambitioniert. Ich trainierte auf eine Zeit unter 3 Stunden. Wie den meisten Anfängern auch, passierten mir einige Trainingsfehler und so laborierte ich 6 Wochen vor dem 1. Marathon an einer Muskelzerrung und konnte bis einige Tage vor dem Start nur locker trainieren. Aber mir ging es damit immer noch besser als meinem Wettpartner, der schon am Abspecken scheiterte und nicht einmal mit dem Training beginnen konnte. Erst mit 10 Jahre Verspätung lief er dann seinen ersten und einzigen Marathon.

Erstes Marathonfinish im Jahr 1989

Der 1. Marathon war dann was das Erreichen meiner Wunschzeit betrifft ein Fiasko. Trotz Warnungen aller Ratgeber, den Marathon nicht zu schnell anzugehen, wollte ich mit einem 4 er Schnitt ein Polster für eine Zeit knapp unter 3 Stunden herausholen. Ich merkte schon nach 15 km, dass ich das Tempo nicht halten kann und ging dann zwischen 25 und 30 km komplett ein. Ich rettete mich mit einem 6 er Schnitt und einer Endzeit von knapp 3:20 ins Ziel. Ich lernte daraus sehr schnell und lief im selben Jahr noch den Marathon in Venedig unter 3 Stunden und konnte bei meinem 2. Wien Marathon den 4 er Schnitt mit einer bis heute gültigen persönlichen Bestzeit von 2.50:16 beinahe ins Ziel bringen. Es folgten noch einige Sub 3 Marathonzeiten, aber ich hatte Geschmack an der Distanz und an den verschiedenen Destinationen gefunden. Im Jahr 1990 lernte ich beim New York Marathon meinen bis heute besten Lauffreund Gerhard kennen. Er brachte mich zum Lauftreff Konrath in den Prater und animierte mich zu zahlreichen Marathonreisen. Ohne ihn hätte ich heute sicher keine 100 Marathonfinish Transparente gesehen.

Teilnahme an über 100 Laufveranstaltungen in 3 Jahren

In meiner „Läuferkarriere“ habe ich aber zu Beginn nicht nur den Marathon im Mittelpunkt gesehen, sondern auch die Verbesserung meiner Bestzeiten auf allen Laufdistanzen ab 3000m. Ich bin Ende der 80er Anfang der 90er praktisch bei allen LCC Läufen im Prater dabei gewesen und der legendäre Adolf „Dolfi“ Gruber versprach mir damals in einem selbst  getippten Schreiben (so wie seine legendären Ergebnislisten), dass ich mit seinem Trainingsprogramm (über 100 km in der Woche) eine Zeit von 2 Stunden 30 Minuten erreichen werde. Mir war dann doch meine Freizeit für die Familie und andere Hobbies wichtiger. Da ich beruflich sehr oft auch am Wochenende in ganz Österreich unterwegs war, nutzte ich die Gelegenheit für zahlreiche Städteläufe (Linzer 3 Brückenlauf, Leobener Fuzolauf, Steyr, Villach, Völkermarkt, Pinkafeld, Mödling, Hirtenberg) aber auch schöne Landschaftsläufe wie der Wolfgangseelauf, der Mondseelauf oder der Großglockner Berglauf standen auf meinem Programm.

Inoffizielle Marathonbestzeit in London

Nach meinem 2. New York Marathon im Jahr 1993 startete ich zum geplanten Abschluss meiner Marathonkarriere das Projekt Verbesserung der Marathonbestzeit für das Jahr 1994.

In diesem Jahr pulverisierte ich meine bisherigen Bestzeiten auf allen Distanzen: 3000m in 09:18 (Vienna Cricket Platz) 5 km in 17:20 (Geländelauf Stadlau), 10 km in 35:09 (St. Pölten), Halbmarathon in 01:17:59 (LC Lusthaus Prater) und 25 km in 1:30:20 (Mondseelauf) und buchte dann (natürlich gemeinsam mit Gerhard) beim damals legendären Marathonreisebüro Runners unlimited P + R Reisen (Nora Kollreider) den London Marathon. Wie bisher musste dann jeder für sich schauen, wie er zum Start in den Greenwichpark kam. Zudem war das Wetter (4°C und Wind) für lange Aufwärmphasen im Startgelände nicht geeignet. Also bin ich relativ knapp vor dem Beginn des Marathons in Blackheath gelandet und musste mich im hintersten Teil des für mich vorgesehenen Startblocks einordnen. Nach dem Startschuss vergingen mindestens 10 Minuten bis ich das Starttransparent erreichte. Zeitmessung mit Chip gab es damals in London noch nicht. Damit war jede Ambition auf eine Bestzeit dahin. Ich erreichte das Ziel zwar in offizielle 2.55:34. Meine Stoppuhr zeigte damals 2.45:06 am Display und das ist für mich bis heute meine heimliche Marathonbestzeit forever.

Meine bisherigen Marathonerfolge.

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